Simplon Steamer Review – by Marcos Duarte

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…auch ein Jungspund wie ich, der das Mountainbiken als reinen Freizeitspaß betreibt, eröffnet sich durch ein E-MTB – wie dem SIMPOLON Steamer – viele neue Möglichkeiten…

Vor etwa 6 Jahren hat mich das Mountainbike-Fieber gepackt und fortan drehte sich meine Freizeit nur noch um Zweiräder. Nach mehreren Monaten intensiver Web-Recherchen hatte ich also genug Geld für ein hochwertiges Allmountain-Bike der Marke GHOST angespart, welches mich zu zahllosen Bikepark-Trips nach Österreich und gar auf 3.000m Höhe ins Schweizer Wallis begleitete. Und noch heute “erfahre” ich damit immer wieder neue Ecken des Münchner Umlandes und staune bei jeder Tour aufs neue, wie schön wir es im Südosten Deutschlands doch haben. Aber wie es der Zufall so wollte, musste ich im vergangenen Sommer dann die erste längere Runde auf einem E-MTB drehen.

 

Das SIMPLON Steamer – Mountanbike mit Motor?

Ja, die motorisierte Fortbewegung polarisiert. Ganz besonders in einer Sportart wie das Mountainbiken, in der sich bis vor kurzem nur die physisch und mental Stärksten einen Gipfel aus eigener Muskelkraft erarbeiten konnten. Doch meines Erachtens bietet das E-MTB nicht nur der Branche die Möglichkeit, das Thema Mountainbiking immer stärker in der Gesellschaft zu verankern und neue Zielgruppen zu erschließen.

Dadurch, so hoffe ich, nähern sich mittelfristig auch alle Parteien des seit langem schwelende Konflikts zwischen Wanderern und Mountainbikern aneinander an, sobald erst einmal auch mehr Radfahrer der älteren Generationen die Wälder und Berge für sich entdecken.

Aber auch ein Jungspund wie ich, der das Mountainbiken als reinen Freizeitspaß betreibt, eröffnet sich durch ein E-MTB viele neue Möglichkeiten unbekannte Pfade zu erschließen, die man zuvor aus eigener Kraft nicht – oder zumindest nicht dauerhaft – bewältigen konnte.

Toureinstiege, die man zuvor nur mühsam mit einem Sessellift erreichen konnte, fährt man nun aus eigener Kraft vom Tal aus an. So macht die Tour gleich doppelt Spaß – und das gesparte Geld für das Liftticket kann man doch viel besser in ein kühles Weizen auf der Alm investieren.

 

Wie kam es zum Testride mit dem Simplon STEAMER?

Bei meinen Recherchen nach einem neuen Wegbegleiter für alle Strecken und Lebenslagen fiel meine Aufmerksamkeit in einem der letzten Ausgaben des EMTB-Magazins auf das schneeweiße Simplon Steamer mit Aluminium-Rahmen. Dank des Teams von vit:bikes konnte ich es dann in der Variante “PRO11” einmal ganz in Ruhe über ein ganzes Wochenende auf Herz und Nieren kennenlernen und auf bekannten Strecken in den direkten Vergleich zu meinem klassischen Mountainbike stellen.

Und es ist eine echte Augenweide! Wo andere Hersteller bereits vorhandenen Modellen teilweise einfach nur einen Akku aufschnallen, ist das Simplon Steamer von Beginn an als E-MTB konzipiert worden. Entsprechend sind nicht nur die Lager deutlich massiver gebaut, als es bei einem vergleichbaren Mountainbike ohne Motorunterstützung der Fall ist.

Die Wippe ist CNC-gefräßt, der Akku fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des Rahmens ein und wirkt aus keiner Perspektive aufgesetzt. Noch besser werden es nur die E-MTBs der kommenden Jahre machen: in denen befinden sich die Akkus bereits vollständig im Unterrohr integriert, wodurch auch der charakteristische “Akkuhügel” und damit ein sofort erkennbares Unterscheidungsmerkmal der E-MTBs verschwinden wird.

Shimano hat sich mit dem eigenen ersten Motor namens “Steps E8000” etwas Zeit gelassen, während die Konkurrenz rund um Bosch, Brose und Yamaha den noch jungen Markt unter sich aufteilen konnte. Doch “Gut Ding braucht Weile”, der neue Steps E8000 kann trotz reichlich später Vorstellung vieles besser machen als seine Konkurrenz.

Ein kleines LED-Display und zwei gesonderte Schalthebel, beides ergonomisch am Lenker angebracht, reichen zur vollständigen Steuerung des Motors und der Auswahl der vier Unterstützungsmodi aus. Das System lässt sich vollkommen blind bedienen, während der Fahrt im Gelände sollte man sich schließlich auch mit voller Aufmerksamkeit auf die Wegstrecke konzentrieren können.

Doch es gab auch etwas am Steps E8000, dass mich tatsächlich etwas enttäuscht hat. Nachdem ich im vergangenen Jahr die Gelegenheit hatte, den bereits etablierten Bosch Performance CX Motor ausgiebiger zu fahren, konnte mich Shimano mit dem Steps E8000 nicht restlos überzeugen. Zwar überzeugt Shimano mit einem sehr geschmeidigen Anlauf und einem schnelleren Ansprechen schon nach einer Viertel Kurbelumdrehung, hier hat der Bosch Performance CX das nachsehen. Jedoch fehlt es dem Steps E8000 im Vergleich an der unbedingten Vehemenz.

Während der Bosch Performance CX im stärksten Unterstützungsmodi – hier “Turbo” genannt – richtig brutal zu Werke geht, fehlt es dem Shimano-Pendant in der stärksten Unterstützung – hier “Boost” genannt – an etwas Nachdruck. Shimano hat nun jedoch ein Software-Update veröffentlicht, durch dass die Intensität der Unterstützung in den drei einzelnen Modi über das Smartphone und die dazugehörige App individuell angepasst werden kann, jedoch konnte ich das zum Zeitpunkt meines Tests nicht ausführlich genug ausprobieren.

Mehr Infos zum Fahrrad findet ihr unter www.simplon.com

 

Der erste Eindruck im Gelände

Und wie verhält sich das Simplon Steamer abgesehen vom Motor im rauen Gelände? Fahreindrücke sind subjektiv und auch als solche zu betrachten. Ich würde mich zwar nicht als Rennfahrer bezeichnen – verlange einem E-MTB aber mindestens genauso viel ab wie meinem gewöhnlichen Mountainbike – dazu gehörten in diesem Fall auch mal die ein oder anderen kleinen Sprünge und ruppige Wurzelteppiche auf den Münchner Isartrails.

Auf dem Simplon Steamer fühlte ich mich im Gelände auf Anhieb pudelwohl, auch wenn ich mich an die standardmäßig sehr breite 2,6 Zoll-Bereifung gewöhnen musste, die das Bike nicht ganz so quirlig macht, wie ich es bei meiner 2,3 Zoll-Bereifung gewohnt bin. Durch die niedrige Montageposition des Akkus hat das Steamer aber einen unheimlich tiefen Schwerpunkt und einen zu jeder Zeit fühlbar “satten” Kontakt mit dem Boden.

Die Yari RC Federgabel und der Deluxe RT Dämpfer von Rock Shox leisteten sich keine deutlichen Schwächen, jedoch fühlte sich das Fahrwerk erst mit stolzen 40% SAG richtig harmonisch an – zu Durchschlägen des Fahrwerks kam es dennoch während meines Wochenendes nie.

Der Chainguide an der Oberseite der Kurbel sorgt für eine ewige Verbindung zwischen Kette und 1-fach Kettenblatt, dass in der von mir getesteten Variante komplett auf Shimano XT-Komponenten, jedoch ohne elektronische Di2-Schaltung aufgebaut war. Das war jedoch zu keiner Zeit ein Nachteil, jeder Schaltwechsel wird dank der in den Rahmen integrierten Schaltzugführung sofort und ohne Kraftaufwand umgesetzt und sollte auch vor Schlammbeschuss dauerhaft abgeschirmt sein.

Die standardmäßig verbaute Bremsanlage des Steamer, ebenfalls aus dem Shimano XT-Regal, war im von mir getesteten und definitiv als “gemäßigt” zu bezeichnenden Gelände der Münchner Isartrails nie überfordert, auch längere Abfahrten und entsprechend lange Bremsvorgänge führten zu keiner Zeit zu Fading, trotz des nicht ganz unerheblichen Gewichts von stolzen 21,5 Kilogramm.

Die Ice-Tec-Scheiben und Beläge haben allerdings schon in zahlreichen Tests ihre Potenz bewiesen, man wird sich also vermutlich auch im Gebirge jederzeit auf die Stopper verlassen können. Alternativ gibt’s bei Simplon aber die Möglichkeit, gleich von Werk aus stärkere, aber damit auch deutlich teurere Bremsanlagen, wie die BrakeForceOne H2O verbauen zu lassen.

 

Ein glücklicher Fahrer des Simplon Steamers

 

Mein Fazit:

Das Simplon Steamer ist ein in Summe absolut unaufgeregtes E-MTB, dass im Gelände jede Menge Spaß macht und aufgrund der dicken Bereifung und des starken Fahrwerks selbst MTB-Neulingen jede Menge Sicherheit und Reserven bietet. Die Schwächen sehe ich derzeit noch in der für meine Bedürfnisse etwas zu geringen Leistung im Vergleich zum Bosch CX Performance Motor. Wer es jedoch nicht immer ultimativ krachen lassen muss, stattdessen nach einem Sorglos-Paket ausschau hält und auf flowigen Strecken Zuhause ist, kann hiermit wirklich lange glücklich werden.

Text und Fotos: Marcos Duarte

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